Mein Schreibprozess, Teil 4
Wie du vielleicht schon in den ersten drei Teilen von „Mein Schreibprozess“ gelesen hast (Planer vs. Entdecker, Welten erschaffen zwischen zwei Buchdeckeln, Neue Freunde finden), bin ich beim Schreiben eher ein Entdecker als ein Planer. Das heißt aber nicht, dass ich mich nicht für die handwerkliche Seite des Schreibens interessiere, im Gegenteil. Und so haben sich mit der Zeit einige Bücher über’s Schreiben bei mir angesammelt.
Auch wenn ich nicht alles, was ich dort finde, genau umsetze, so wecken doch alle Ansätze Fragen in mir: Fragen zu meinen Texten und Fragen zu meinem eigenen Schreibprozess. Und mit Fragen kommt man eigentlich immer weiter. Ich hab sogar schon Bücher gelesen, die genaues Planen befürworten. Bin ich zum Planer geworden? Nein. Hat es mich dazu gebracht, die Struktur meiner Texte zu überprüfen und zu hinterfragen? Lautes Ja!
Übrigens lese ich die meisten – oder eigentlich alle – meiner Schreib-Bücher auf Englisch.
Warum? Das erste Buch zum Thema habe ich geschenkt bekommen: „Wired for Story“ von Liza Cron, ein wirklich toller Einstieg in die Hintergründe von „story“. Zu fast der gleichen Zeit bin ich über die Webseiten meines damals neuen Schreibprogramms „Scrivener“ (ich bin ein großer Fan!), Literatur and Latte, auf die Community Writer Unboxed gestoßen: Interessante Artikel (auf Englisch) rund ums Schreiben und Publizieren von wechselnden Autoren, dazu ein sehr lebendiger Kommentar-Teil. Dort habe ich neue Bücher gefunden, logischerweise alle auf Englisch. Ich hätte nach Übersetzungen suchen können, aber warum? Im Zweifelsfall ist das Original besser, wenn man die Sprache versteht (Schreib-Ratgeber auf Französisch könnte ich zum Beispiel im Original vergessen…).
So hat es sich ergeben, dass ich auf Deutsch schreibe und auf Englisch über’s Schreiben lese. Keine so schlechte Kombination finde ich, es trennt die Meta-Ebene recht sauber von der kreativen Ebene.
Für alle Interessierten hier meine aktuelle Top 5 von „Writing Craft Books“, alphabetisch nach Autor geordnet:
Corbett, David: „The Compass of Character.“ – Erforscht die Abgründe der Figuren, bringt einen sogar dazu, über sich selbst nachzudenken. Enthält viele Fragen, die man seinen Figuren (oder sich selbst) stellen kann.
Cron, Lisa: „Wired for Story.“ Erklärt, warum wir Menschen Geschichten lieben, und wie man diese Liebe dazu nutzen kann, selbst eine gute Geschichte zu schreiben. Erklärt auch, warum und wie „gute“ Geschichten funktionieren (bzw. was uns dazu bringt, uns von einer Geschichte fesseln zu lassen).
James, Steven: „Story Trumps Structure.“ Für diejenigen, die bereit sind, sich auf „organisches Schreiben“ einzulassen – aber keine Sorge, es propagiert kein wildes „Drauflosrennen“!
Maass, Donald: „The Emotional Craft of Fiction.“ Betont die Bedeutung von Emotionen im Schreiben, im Gegensatz zu rein Action-orientierten Geschichten. Viele konkrete Übungen, um der eigenen Geschichte mehr Kraft zu verleihen.
Maass, Donald: „Writing the Breakout Novel Workbook.“ Verbindet Hintergrundwissen mit konkreten Übungen. Vermutlich überwältigend, wenn man es liest, bevor man angefangen hat zu schreiben. Echtes Gold, wenn man eine erste Fassung hat, die man überarbeiten möchte.
Absolut wunderbar als Inspiration und nebenbei voller versteckter Schätze:
Pullman, Philip: „Daemon Voices. Essays on Storytelling.“
Zwei Zeitschriften möchte ich noch erwähnen, die sind immerhin auf Deutsch, vermutlich auch weit bekannt:
„Federwelt“ und „der selfpublisher“. Interessante Artikel rund ums Schreiben und Publizieren, inklusive Marketing.
Zum Abschluss hier noch drei Websites (wieder auf English):
Helping Writers Become Authors
Viel Spaß beim Stöbern und Lesen!
Bis zum nächsten Mal!