Welche Fantasy-Romane kann ich besonders empfehlen?
Vor zwei Wochen habe ich dir eine Liste von Science-Fiction-Romanen und Dystopien vorgestellt, die mich beim Lesen besonders beeindruckt haben. Heute ist die andere große Strömung der Phantastik dran: Fantasy.
Es gibt so viele tolle Fantasy-Bücher! Aber ich will jetzt keine endlose Liste generieren. Hier also meine Lieblinge, oder ein Teil von ihnen …
(Auch diesmal stelle ich die englischen Original-Titel vor. Es gibt natürlich Übersetzungen, aber da ich alle diese Bücher auf Englisch gelesen habe, möchte ich keine Garantie für die Lesbarkeit im Deutschen übernehmen. Meistens kann man davon ausgehen, dass Übersetzungen bekannter Autoren eine ordentliche Qualität haben. Aber es geht doch nichts über das Original.)
Von Terry Pratchett:
Eigentlich alles. Wirklich. Ich liebe seine Bücher, seinen Stil, seinen Humor … Aber wenn ich aus dem Kosmos seiner Discworld-Romane zwei Reihen herauspicken soll, dann sind es folgende:
Erstens die Romane rund um die Stadtwache von Ankh-Morpork:
- Guards! Guards! (1989);
- Men at Arms (1993);
- Feet of Clay (1996);
- Jingo (1997);
- The Fifth Elephant (1999);
- Night Watch (2002);
- Thud! (2005);
- Snuff (2011)
Die Stadtwache ist ein bunt zusammengewürfelter Haufen rund um Captain (später Commander) Samuel Vimes. Hier findet sich im Laufe der Reihe alles ein: Menschen, Zwerge, Trolle, Vampire, Werwölfe, Golems … Die Geschichten sind auf ersten Blick einfach nur amüsant, spannend und schräg, haben aber auf zweiten Blick eine Tiefe, die einen mitunter schlucken lässt. Man kichert sich durch einen Dialog, bis einem beim letzten Satz das Lachen vergeht. Harmlose Komik trifft auf bitterböse Satire. Und ja, das Ergebnis ist wunderbar.
Die zweite Buchreihe ist mir sogar noch mehr ans Herz gewachsen: Hier geht es um die Junghexe Tiffany Aching, die in einer Gegend aufwächst, in der es eigentlich keine Hexen gibt. Sie ist aber trotzdem eine, und eine verflixt gute noch dazu, wie sich herausstellt. Tiffany entwickelt sich über fünf Romane von einem jungen Mädchen zu einer selbstbewussten jungen Frau, die sich allem entgegenstellt, das ihre Heimat oder ihre Lieben bedroht. Auch hier treffen Witz und Gesellschaftskritik aufeinander, wenn auch inhaltlich etwas sanfter, da die Reihe ursprünglich als Jugendbuchreihe konzipiert war.
- The Wee Free Men – 2003
- A Hat Full of Sky – 2004
- Wintersmith – 2006
- I Shall Wear Midnight – 2010
- The Shepherd’s Crown – 2015
Von Neil Gaiman:
Stardust: Ein märchenhafter Roman über das Finden der wahren Liebe. Aber Vorsicht: Wo Neil Gaiman draufsteht, ist nichts Harmloses drin. Diese Märchenwelt ist ganz schön hart. Aber lesenswert.
Neverwhere: Der Roman spielt zum größten Teil in einer Schattenversion von London, tief unter der Stadt. Ein junger Geschäftsmann verstrickt sich in dieser alternativen Welt, als er einem Mädchen hilft, das scheinbar auf dem Nichts auftaucht. Ein wildes Abenteuer beginnt, in einer Welt voller Fallen, Auftragsmörder und Türen, die nicht dorthin hinführen, wo man denkt. Spannend!
Von Jasper Fforde (ja, schon wieder!):
Eine sehr schön schräge Reihe, ebenfalls als YA konzipiert, dreht sich um die Waise Jennifer Strange, die am Anfang des ersten Bandes in einer Agentur für Magie arbeitet. Sie selbst kann nicht zaubern, hat aber alle Hände voll damit, die für die Agentur arbeitenden Zauberer zu organisieren. Denn die Magie im Land schwindet, gute Zauberer sind selten und ausgesprochen exzentrisch. Zu allem Überfluss wird Jennifer in die Rolle des Lehrlings eines Drachentöters gedrängt – und muss sich nach dessen Tod mit einem echten Drachen herumschlagen. – Natürlich ist dabei wieder gar nichts so, wie es scheint. Und das ist nur der Anfang.
- The Last Dragonslayer (2010)
- The Song of the Quarkbeast (2011)
- The Eye of Zoltar (2014)
- The Great Troll War (2021)
Zum Abschluss meiner Liste wieder ein Einzelband:
Alix E. Harrow:
The Ten Thousand Doors of January
Das Buch spielt in unserer Welt zu Beginn des 20. Jahrhunderts in den USA. January, ein junges Mädchen, wächst bei ihrem Vormund auf, während ihr Vater durch die Welt reist. Doch von einer Reise kommt er nicht zurück. Tot, lautet die offizielle Version. Doch mit Hilfe eines geheimnisvollen Buches und ihrer Fähigkeit, Türen zu anderen Welten zu öffnen, findet sie heraus, was wirklich vor sich geht, und welche Rolle ihr Vormund dabei spielt. – Spannende und berührende Geschichte über ein junges Mädchen, das aus dem goldenen Käfig ausbricht und sich gegen die Welt behauptet.
Das war meine Fantasy-Liste. Für’s erste. Vielleicht gibt es irgendwann nochmal eine nächste Runde phantastischer Lieblingsbücher. Die Welt ist schließlich voll von wunderbaren Romanen!
Hast du vielleicht auch einen Buchtipp für mich? Aus Fantasy oder auch aus Science Fiction? Ich lese deine Vorschläge gerne in den Kommentaren!
Bis bald!
Meine größte Liebe gilt immer noch den Romanen von Robin Hobb, beginnend mit der Weitseher-Trilogie. An ihrem Stil scheiden sich die Geister, vielen ist die Storyentwicklung zu langsam, der Held zu depressiv und grüblerisch. Mich hat das von Anfang an abgeholt, wie sie Buch für Buch und Reihe für Reihe ihre Welt entwickelt hat. Insbesondere die in Ich-Perspektive geschriebenen Bücher über Fitz, den Bastard des alten Königs, habe ich jeweils sehnlich erwartet und dann förmlich gefressen.
Hallo Michael, danke für den Tipp! Den Autor kenne ich noch nicht, werde ihn mir aber gleich mal ansehen. Grüblerische Helden mag ich sehr gerne! Viele Grüße, Johanna
– Nachtrag: gerade habe ich gesehen, Robin ist eine Autorin … ich hatte an einen Mann gedacht. Dabei hast du ja in deinem Kommentar ganz deutlich „sie“ geschrieben, aber irgendwie hat mein Hirn aus „Robin“ trotzdem einen Mann gemacht … Was einiges darüber aussagt, wie man Dinge aufnimmt – oder auch eben nicht, wenn man intern schon einen Schluss gezogen hat. Vielleicht zeigt es aber auch nur, dass ich auf meinem Handy zu schnell lese. Vermutlich eine Mischung aus beidem.