Heute ist wieder Vernetzungs-Tag hier auf dem Blog! In der dritten Folge meiner Interview-Reihe habe ich David Kramm zu Gast, einen weiterer „Fund“ über Instagram bzw. über unseren gemeinsamen Verlag Realm & Rune. Er hat uns seinen Debüt-Roman „Der Jarlesplitter“ mitgebracht.
Ich fange wieder mit ein paar Fakten an: David ist 36 Jahre und lebt mit seiner Frau und zwei Töchtern in Wülfrath. Ihr findet ihn auf Instagram unter d.kramm.schreibt. Schaut gerne vorbei, ihr findet dort nicht nur viele Infos, sondern auch coole Charakterillustration, die er selbst angefertigt hat.
Johanna:
Hallo David, schön, dass du dir die Zeit nimmst, virtuell auf meinem Blog vorbeizuschauen! Meine erste Frage ist nach deinem Ursprung: Wie bist du zum Schreiben gekommen, und kannst du den Moment benennen, seitdem du dich traust, dich selbst als „Autor“ zu bezeichnen?
David:
Danke für die virtuelle Einladung! Für meine Antwort muss ich klar zwischen Schreiben und Geschichten-Erzählen unterscheiden. Ich entwickle Geschichten schon sehr lange, habe quasi immer schon gezeichnet und auf diese Weise dutzende Charaktere, magische Wesen und Szenen versucht zum Leben zu erwecken. Mit dem Romanschreiben habe ich tatsächlich erst 2021 und aus einer Laune heraus angefangen. Das war eine Herausforderung an mich selbst: Ich wollte wissen, ob ich kreativ, sprachlich fähig und vor allem diszipliniert genug bin, um einen Roman anzufangen und auch abzuschließen. Und nach den ersten geschriebenen Seiten wurde klar, dass ich das weitermachen wollte.
Als Autor bezeichne ich mich, seit mein erster Roman tatsächlich erschienen ist. So weit, dass ich beim Kennenlernen von neuen Leuten zuerst Autor vor meinem Hauptberuf erwähne, ist es aber noch nicht.

Johanna:
Du hast letztes Jahr deinen ersten Roman veröffentlicht: „Der Jarlesplitter“. Magst du ein wenig zum Genre des Romans erzählen?
David:
Der Jarlesplitter ist in erster Linie ein Urban-Fantasy-Roman: Das zeitliche und räumliche Setting ist unsere Welt, das Köln der Gegenwart, um spezifisch zu sein, in dem sich jedoch magisch begabte Personen unter die ganzen „Normalos“ mischen. Dieses Genre macht mir große Freude, weil der Bezug zum Alltagserleben der Leser so präsent und das Potential für fantasievolle Brüche maximal ist. Ich kann in Sachen Humor aus dem Vollen schöpfen, weil die Charaktere in einer bekannten Welt sozialisiert wurden, sich aber ständig mit abseitigen Situationen und Begegnungen konfrontiert sehen. Das gleiche gilt natürlich auch für alle möglichen Geheimnisse, die meine Welt kennzeichnen.
Ich bezeichne den Jarlesplitter aber nicht ausschließlich als Urban-Fantasy-Geschichte, sondern gleichzeitig als klassischen Abenteuerroman. Mein Protagonist Monty Schuster und seine Mitmagierinnen und Mitmagier gehen auf magische Forschungsreisen, die sie an die unterschiedlichsten Orte führen, vorausgesetzt, man kann dort mit einem Schiff anlegen. Diese Settings dürfen dann auch gern weniger urban sein und vor Magie überquellen.
Achja, zu guter Letzt ist Der Jarlesplitter auch eine waschechte Komödie, mit vielen humorvollen Dialogen und schwarzem Humor.
Johanna:
Wie ist die Idee zum „Jarlesplitter“ entstanden? Hast du bewusst ein deutsches Setting gewählt?
David:
Ja, auf jeden Fall. Ich wollte meine Charaktere durch Welten bewegen, die ich selbst gut kenne, um ihnen dann im nächsten Moment etwas vollkommen anderes vorzusetzen. Daher kommt auch Köln als erster Schauplatz – ich habe selbst knapp zehn Jahre lang sehr gern dort gelebt.
Komischerweise war die erste Sache, die feststand, der Name des Protagonisten: Monty (eigentlich Montreal) Schuster. Keine Ahnung, wo der Name herkam, aber er gefällt mir nach wie vor ausgesprochen gut. Kurz darauf entstand in meinem Kopf die Frage, die den äußersten Rahmen zu Montys Welt bildet, und auch im Klappentext des Romans zu finden ist: Woher bekommen Zauberer eigentlich ihre magischen Utensilien? Ich bin leicht zu begeistern mit der Fragestellung, welchen Berufen magiebegabte Leute nachgehen, wenn sie nicht etwa Zauberschüler oder hauptberufliche Helden und Abenteurer sind. So kam Monty zu seiner Profession als Schreiner.
Dass es dann zu umfangreichen Schiffsreisen, bunt zusammengewürfelten Crews aus Magiern verschiedener Expertisen, mysteriösen Orten und wilden magischen Wesen kam, ist wohl meinem Drang nach actionreichen Abenteuergeschichten geschuldet: Abenteuer erlebt man halt nicht in der Werkstatt und Monty schonmal gar nicht.
Johanna:
Die Magie in deinem Roman basiert auf Fingerzeichen. Das ist so eine coole Idee! Wie ein Buchstabieralphabet. Wie bist du darauf gekommen?
David:
Mein Magiesystem brauchte ein paar zentrale Eigenschaften, damit ich es in meinen Geschichten verwenden konnte: Es musste zum einen graduell erlernbar sein. Jeder Magier kann normalerweise jede Formel einsetzen, wenn er sie denn gelernt hat. Das System sollte außerdem visuell sein, also für jeden Eingeweihten klar als Zauberei erkennbar. Im Schreiben habe ich gemerkt, dass dies der Action ein wenig im Weg sein kann, weshalb ich das Zaubern ohne Fingerzeichen zu einer ebenfalls erlernbaren Übung für Fortgeschrittene gemacht habe. So merkt der Leser gleich, auf welche Formeln sich meine Figuren spezialisiert haben.
In Teilen habe ich dieses System übrigens von Naruto übernommen, einem Manga, den ich mit viel Freude gelesen habe. Da gibt es für bestimmte Ninja-Künste ebenfalls Fingerzeichen.
Johanna:
Kannst du uns etwas über die Entstehungsgeschichte des Romans erzählen? Wann hast du damit begonnen, und wie hast du einen Verlag gefunden?
David:
Angefangen habe ich im Frühjahr 2021, was, wie ich gerade schockiert feststelle, bereits vier Jahre her ist! Da ich neben meinem Job und dem Familienleben jeweils nicht viel Zeit ins Schreiben investieren konnte, hat allein das erste Manuskript knapp zwei Jahre gedauert. Dafür habe ich in der Zeit jede freie Minute in das Schnitzen und Verfeinern von Ideen gesteckt. Danach habe ich Freunde und Familie als Testleser eingespannt, um rauszufinden, was ich da eigentlich konkret geschrieben habe: Ist Der Jarlesplitter ein echter Roman oder eine Fingerübung zum kreativen Ausgleich? Später habe ich begonnen, mich mit dem Manuskript bei Verlagen zu bewerben. Auf Instagram bin ich dann auf Realm & Rune gestoßen, habe die Chance erhalten, Montys Geschichte zu erzählen und bin bis heute stolz und glücklich, zur wundervollen Runenfamilie zu gehören.
Johanna:
Schauen wir uns das Cover an, das meiner Meinung nach sehr gelungen ist. Da sieht man prominent ein Segelschiff – ein großer Teil des Romans spielt auch an Bord. Hast du selbst Segel-Erfahrung?
David:
Nein, in keinster Weise. Ich bin nicht mal besonders seefest! Allerdings fasziniert mich die Abenteuerromantik, die ich mit einer Seereise verbinde und ich kann mir gut die Gefahren und Highlights einer solchen Reise ausmalen. Außerdem bin ich, seit damals Wickie übers TV-Meer gefahren ist, ein großer Fan von Wikingern und Piratencrews. Mein großes Vorbild in dieser Hinsicht ist seit knapp 20 Jahren das Piratenepos One Piece, das die Faszination immer neuer Inseln und Umgebungen perfektioniert hat. So reicht eine direkte Seelinie von Wickie, über Monkey D. Ruffy bis zu Montreal Schuster.
Johanna:
In deinem Buch kommt auch der Humor nicht zu kurz. Diese ganzen Anspielungen … sind die einfach nebenbei eingeflossen, oder hast du sie bewusst eingebaut? Ich nehme an, sie basieren auf deinen eigenen Lieblingsbüchern?
David:
Die kamen ganz von allein, weil so auch mein genereller Humor funktioniert. Ich finde den Gedanken großartig, dass man sich als Magier in meiner Romanwelt dauernd mit irgendwelchen Filmen, Serien oder anderen popkulturellen Auslegungen der Zauberei konfrontiert sieht. Und wenn wir „Normalos“ Gandalf gern zitieren, warum sollte es echten Magiern denn anders gehen? Den nicht-menschlichen Figuren in meiner Welt, Vampiren, Meermenschen und Co., wird es da nicht groß anders ergehen. Stell dir nur vor, welche Verwüstungen allein die Twilight-Saga angerichtet haben muss…
Mal abgesehen von den popkulturellen Anspielungen – auch so möchte ich, dass meine Leser Freude an den schnippischen Dialogen und dem verbreiteten Zynismus meiner Welt haben. Dann könnten wir auch im echten Leben zusammen lachen.
Johanna:
Wenn wir schon bei Lieblingsbüchern sind: hast du noch einen oder zwei Lesetipps für uns?
David:
Im Kleinen: Quasi alle Romane von Christopher Moore. Tolle, kleine Urban-Fantasy-Welten, urkomische Figuren und Dialoge, bissi Sex (heute sagt man Spice, oder?) und so vergleichsweise unbekannt, dass uns nicht demnächst ne Amazon-Prime-Serie dazu ins Haus steht.
Im Großen: One Piece. Wer sich die Zeit nimmt, das seit fast 30 Jahren laufende Mammutwerk von Beginn an zu lesen (nicht zu schauen, wichtig!), wird mit einem der erfüllendsten Fantasy-Erlebnisse belohnt, die es zu erleben gibt. Absurde Action, unbarmherziger Humor, hunderte große und kleine Dramen und nicht zuletzt das wohl am besten gehütete Geheimnis der Fantasy-Literatur. Der Hype ist begründet.
Johanna:
Vielen Dank, David! Schön, dass du hier warst!
David:
Danke, dass ich dabei sein durfte.
Falls du jetzt neugierig geworden bist: David Kramms Roman, “Der Jarlesplitter” gibt es überall, wo du auch sonst deine Bücher kaufst (in Buchläden oder online), oder direkt im Online-Shop des Verlags, hier.
Im nächsten Blog-Post (in zwei Wochen) gibt es dann noch eine Rezension zum Buch (wie immer spoilerfrei, versprochen!)
Bis bald!