Buch und lose Seiten

Romane oder lieber Kurzgeschichten schreiben? Beides!

Meine Reise von der Kurzgeschichte über den Roman zur Koexistenz von beiden:

Meine ersten Schreibversuche waren Kurzgeschichten. Naja, die allerersten waren natürlich die Buchstaben und Sätze in der Schule. Aber sehr bald habe ich erste Geschichten verfasst. Handgeschrieben (damals konnte man meine Handschrift noch lesen), mit filzstiftgemalten Titelblättern und mit Wollfäden gebunden.

 

Etwas später, als Teenager, stieg ich auf Schreibmaschine um. Meine Mutter hatte mich, in weiser Voraussicht und mit Blick auf meine immer übler werdende Handschrift, zu einem Schreibmaschinenkurs angemeldet. Mechanische Schreibmaschine. Blind schreiben, mit einem Brett zwischen mir und meinen Händen. Fest draufhauen. Die As und Ös waren am Anfang sehr blass, weil mit den kleinen Fingern getippt. Aber irgendwann ging es. Was bin ich ihr heute noch für die Fähigkeit, ohne hinzusehen mit zehn Fingern zu tippen, dankbar!

 

Schreibmaschine also, später dann ein sogenannter Word-Prozessor mit Mini-Bildschirm, Typenraddrucker und Floppy Disk (ja, lang ist’s her!). Das Ding hat einen Höllenkrach gemacht, wenn es druckte. Mein Vater fand es lustig, dass er immer wusste, wenn ich mit etwas fertig war: Wenn es laut wurde, würde ich bald aus meinem Zimmer kommen. Aber ich schweife ab.

Kurzgeschichten.

Schreibblock und Schreibmaschine

Aber dann entdeckte ich meine Lust aufs Romanschreiben und kritzelte tatsächlich ein ganzes dunkelblaues Notizbuch mit einer Abenteuergeschichte um zwei Freunde voll. Da war ich 18, 19. Unnötig zu sagen, dass der Plot dünn war und die Figuren wandelnde Clichés. Aber die Idee dahinter gefällt mir immer noch. Wer weiß, vielleicht … irgendwann … Mit anderen Figuren und einer Handlung, die nur marginal mit dem Original zu tun hat.

Auch wenn das blaue Notizbuch im Regal verstaubte, weil ich zuerst keine Lust hatte, den Text abzutippen und später merkte, wie schwach er war, hatte mich doch das Romanfieber gepackt. Ich fing einen neuen an (inzwischen auf dem PC), brach ihn aber nach zwei Kapiteln ab. (Auch diese Idee hab ich nicht komplett aufgegeben.)

Einige Jahre später folgte der Versuch, den plötzlichen Tod meines Vaters zu verarbeiten. Eine Buch über ihn, nicht unbedingt für ein Publikum „draußen“, sondern für die Familie, oder zumindest für die Enkel, die ihn nie kennenlernen durften. Hier kam ich bis ungefähr Seite 60, es ist ein Mix aus Biographie, meinen Tagebucheinträgen kurz nach seinem Tod und Überlegungen zur Ehe meiner Eltern. – Ja, ich weiß. Nicht lesbar für die Außenwelt, eventuell schwierig innerhalb der Familie. Deshalb schläft es seit Jahren auf meiner Festplatte.

Inzwischen bin ich in meiner Schreibentwicklung ein paar Stufen weiter (hoffe ich zumindest) und weiß, was an diesem Buchansatz alles nicht funktioniert. Es ist aber definitiv ein Projekt, das ich irgendwann fortführen möchte. Das heißt, komplett umwerfen, neu schreiben.

Seitdem habe ich aber tatsächlich einen Roman geschrieben, einen sehr langen sogar. (Vielleicht zu lang, um ihn so zu veröffentlichen – aber das ist eine andere Geschichte.) „Der Mond von Yazahaan“ ist das erste Buch, das ich abgeschlossen habe und mit dem ich zufrieden bin (verbesserbar ist es sicher noch, aber auch das ist eine andere Geschichte). Die erste Fassung von Roman Nummer Zwei, „Daria und das Geheimnis der Ornamentwüste“, ist inzwischen ungefähr zur Hälfte fertig.

Inzwischen bin ich aber auch zu den Kurzgeschichten zurückgekehrt, genauer gesagt zu Geschichten, die ich für Ausschreibungen von Zeitschriften oder Anthologien schreibe. Ich habe lange gedacht, ich hätte keinen Spaß mehr daran, auf ein vorgegebenes Thema hin zu schreiben (zu viele Aufsätze in der Schule?), aber ich habe mich geirrt. Die Enge einer Vorgabe kann beflügelnd wirken. Das Spielen mit fremden Ideen kann zu eigenen führen. Ausschreibungen gibt es im Internet viele, es ist immer wieder etwas dabei, das in die Nische dessen passt, was ich schreibe (hallo Phantastik!).

Der Vorteil einer Kurzgeschichte ist natürlich auch die Überschaubarkeit des Projekts. An einem Roman schreibe ich jahrelang (ich weiß, es gibt Leute, die sind da deutlich schneller, aber ich halt nicht). Die Abgabefristen für Ausschreibungen zwingen mich dazu, die Kurzgeschichten zügig fertig zu stellen. Aber wie ein Roman braucht auch eine Kurzgeschichte einen Spannungsbogen, runde Figuren, ein Thema. Man durchläuft die Phasen eines Romans im Schnelldurchgang, das ist auch eine gute Übung für die Langform. Und man merkt schnell, wenn die Geschichte nicht funktioniert. Ein Roman ist so lang, dass man viel Zeit hat, sich in eine Ecke zu schreiben, aus der man nur schwer wieder herauskommt. Und je mehr Zeit und Seiten man mit etwas verbringt, desto schwieriger ist es, zu sagen: Ok, das hier funktioniert nicht, weg damit. Kurzgeschichten wegwerfen (oder archivieren, das klingt schöner), tut weniger weh. Die nächste ist ja schnell geschrieben.

Zwei Geschichten habe ich inzwischen veröffentlich: „Das Geburtstagsgeschenk“ in der Anthologie „Mensch 3.0“ des muc Verlag und „Ein Weihnachtsgeschenk für den Teufel“ in „Teufelsgarn“ des Leseratten Verlag. Zwei weitere habe ich losgeschickt, eine stelle ich gerade fertig.

Und wenn das, was man geschrieben hat, nicht angenommen wird? Dann schaue ich, ob ich es woanders unterbringen kann, vielleicht etwas angepasst, vielleicht sogar unverändert. Oder ich hebe sie auf. Vielleicht stelle ich einmal eine Geschichte auf meine Webseite oder verschicke sie mit meinem Newsletter. Als kleine Kostprobe.

Hier bin ich also. Von kurz zu lang und inzwischen sowohl kurz als auch lang. Beides hat seine Vorteile. Beides macht Spaß. Schreiben ist schön!

Wie ist es mit dir? Hast du eine Vorliebe für lange oder kurze Geschichten? Magst du beides? Erzähl es mir in den Kommentaren, wenn du magst, ich bin gespannt!

Bis bald!

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