Wieviel von mir steckt in meinen Geschichten?
Wieviel Johanna steckt in meinen Kurzgeschichten und Romanen? Sind die Figuren alle komplett ausgedacht, oder habe ich Stücke von mir in sie hineingepflanzt?
Zuerst einmal: Bewusst oder absichtlich „hineingepflanzt“ habe ich nichts. Für mich fühlt es sich so an, als würden meine Figuren irgendwie auftauchen, so wie sie sind. Ich beschreibe sie nur. Aber da die Damen und Herren, Jungs und Mädels ja irgendwie in meinem Kopf entstanden sein müssen, ist es naheliegend, dass sie dort die eine oder andere Eigenschaft für sich mitgenommen haben. Wieviel und welche ist von Geschichte zu Geschichte unterschiedlich.

Schauen wir zuerst in meinen Soft-Sci-Fi-Roman „Der Mond von Yazahaan“, der Anfang nächsten Jahres bei Realm & Rune erscheinen wird: Die Hauptfigur Casdan ist introvertiert wie ich. Er mag es genauso wenig wie ich, fremde Leute anzurufen. Dass er sich vor so einem Telefonat genau überlegt, was er sagen wird, hat er sich von mir abgeschaut. Punkto technisches Wissen ist er mir aber haushoch überlegen (was nicht schwer ist). Ich könnte niemals stundenlang über mathematisch-naturwissenschaftlichen Simulationen brüten, wie er es tut. Dass er aber trotzdem gerne im Grünen ist, hat er wieder von mir.
Auch andere Figuren aus dem Roman haben sich bei meinen Vorlieben bedient: Dass Casdans bücherversessener Freund Fossi in manchem Ähnlichkeit mit mir hat, kann sich jeder denken, der meine Bücherstapel kennt.

Von „Yazahaan“ geht es jetzt hinüber zu meinem Jugendroman-Projekt „Daria“: Daria ist viel mutiger und abenteuerlustiger als ich. Ich hätte mich nie getraut, einfach von zu Haue zu verschwinden und mich zu einer völlig fremden Stadt aufzumachen, in der ich nur zwei Personen kenne, und beide nur flüchtig. (Und einen davon kann sie nicht mal leiden …)
Aber hartnäckig sein kann ich auch. Ihre Abneigung gegen Arroganz und Entitlement hat sie vermutlich auch von mir. Und ja, das Gefühl, fremd zu sein und nirgendwo ganz hinzupassen, kenne ich selbst – wenn auch aus anderen Gründen als meine Heldin.
Ich bringe also sicher eigene Charakterzüge in meine Figuren ein. In manchem sind sie aber auch ganz anders als ich. Und natürlich stecken auch Eigenschaften in ihnen, die ich bei Leuten meiner Umgebung beobachtet habe (ich sage nicht, was und wer!).
Meine Welten sind ausgedacht, aber die Themen, die darin vorkommen, sind universell. Anderssein, den eigenen Weg finden. Träume. Ziele. Wie weit soll man für seine Träume gehen? Und (besonders bei „Daria“) wie sollen wir eigentlich mit unseren Ressourcen umgehen?
Soviel heute zu meinen Geschichten und mir.
Jetzt zu dir: Hast du dich manchmal schon in Geschichten gefunden – so, dass du dachtest, he, da schreibt jemand über mich? Wenn du selbst auch schreibst: Wie sehr sind deine Figuren ein Stück von dir? Erzählt es mir gerne in den Kommentaren!
Bis bald!

